Fossile Sporen und Pollen ermöglichen es, vorzeitliche Floren zu rekonstruieren, wenn man sie einer Pflanzengruppe zuordnen kann. Dies ist bei hunderte Millionen Jahre alten Mikrosporen nicht trivial.
Mikrosporen (Sporen im engeren Sinne und Pollen) bleiben deutlich häufiger als andere Pflanzenreste fossil erhalten. Idealerweise könnten wir vorzeitliche Floren einer bestimmten Region allein anhand der Mikrosporen rekonstruieren, die sich aus wenigen Kubikzentimetern Gestein extrahieren lassen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn man die Mikrosporen auch einer bestimmten Pflanzengruppe zuordnen kann. Dies ist bei hunderte Millionen Jahre alte fossile Mikrosporen nicht trivial.
Es gibt zwei Möglichkeiten: Zum einen kann man die Morphologie der fossilen Mikrosporen mit jenen der heute lebenden Pflanzengruppen vergleichen. Das setzt jedoch die Annahme voraus, dass der allgemeine Bauplan der Mikrosporen der einzelnen Pflanzengruppen sich über die Jahrmillionen nicht oder kaum verändert hat. Die zweite Methode basiert auf der Suche nach der „Mutter“- (eigentlich „Vater“-) Pflanze der verschiedenen fossilen Mikrosporen. Wenn ein Typ von Mikrospore in situ (= an Ort und Stelle) in den Fortpflanzungsorganen einer Pflanze mit bekannter biologischer Zuordnung nachgewiesen wird, dann kann diese biologische Zuordnung auch auf gleichartige dispers im Sediment gefundene Mikrosporen übertragen werden. Solche Fälle sind aber relativ selten.
In den Dolomiten wurden gut erhaltene Floren der Mittleren Trias (vor circa 245–238 Millionen Jahren) beschrieben, in denen in situ Sporen, bzw. Pollen in den verschiedensten Arten und Gattungen von Schachtelhalmen, Bärlappgewächsen, Farnen, Cycadeen und Koniferen nachgewiesen wurden. Es gibt jedoch keine Informationen über die intraspezifische Variabilität in den einzelnen Pflanzen, d.h. es ist unklar, wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Sporen- und Pollenkörnern sein können. Dies ist deshalb relevant, weil nachgewiesen wurde, dass Mikrosporen einer einzelnen Pflanzenart in ihrer Form sehr stark variieren können. In extremen Fällen würden diese verschiedenen Formen – wenn dispers im Sediment aufgefunden – unterschiedlichen Arten oder sogar Gattungen zugeordnet.
Wie groß diese Variabilität ist und wie viele der dispers vorkommenden Sporen und Pollen zu einer einzigen Pflanzenart gehören, ist bisher kaum erforscht. Außerdem ist zu missgebildeten Formen in den einzelnen Fortpflanzungsorganen noch sehr wenig bekannt. Solche Formen können durch krankhafte Veränderungen bei den Pflanzen entstehen, und ihr vermehrtes Auftreten bei den dispersen Mikrosporen wird in Zusammenhang gebracht mit gestörten Umweltbedingungen. Aus dem Fossilbericht gibt es allerdings bisher keinen Angaben dazu, wie hoch der Prozentsatz an missgebildeten Formen in krankhaft veränderten und normal entwickelten Fortpflanzungsorganen ist.
Das Naturmuseum verwahrt eine reichhaltige Sammlung an sehr gut erhaltenen Pflanzenfossilien aus den Dolomiten (Kühwiesenkopf/Monte Prà della Vacca, Piz da Peres, Seewald, Ritberg), vor allem aus dem Zeitraum vor circa 245–238 Millionen Jahren. Das Ziel dieses Projektes ist es, die Variabilität der in situ Sporen/Pollen der einzelnen Pflanzenarten zu untersuchen und diese mit Vertretern jüngerer Floren aus Mitteleuropa zu vergleichen.