Die Wechselbeziehung zwischen Klima und Organismen ist für die Beurteilung der Auswirkungen des Klimawandels auf Arten und Ökosysteme von entscheidender Bedeutung
Die Wechselbeziehung zwischen Klima und Organismen ist für die Beurteilung der Auswirkungen des Klimawandels auf Arten und Ökosysteme von entscheidender Bedeutung. Bislang haben zahlreiche Studien den Zusammenhang zwischen Variablen des Klimas und der Verbreitung oder Häufigkeit verschiedener Vogelarten untersucht.
Eine der noch zu klärenden Fragen ist jedoch, inwieweit die Auswirkungen des Klimas auf die Vögel direkt sind – zum Beispiel, weil die Vögel bei hohen oder niedrigen Temperaturen Schwierigkeiten haben ihre Körpertemperatur zu regulieren oder zu nisten – oder indirekt als Folge des Einflusses des Klimas auf die Vegetation, an die verschiedene Arten gebunden sind. Dies ist für den Naturschutz von entscheidender Bedeutung. Starke direkte Auswirkungen bedeuten eine klare und unmittelbare Folge des Klimawandels für die Populationen. Während indirekte Auswirkungen zeitlich verzögert auftreten und durch Umweltmanagementmaßnahmen verringert werden können.
Ende 2021 veröffentlichten Experten des Naturmuseums Südtirol zusammen mit anderen Forschern einen wichtigen Beitrag zu diesem Thema in der internationalen Fachzeitschrift PeerJ. Mit einem innovativen Ansatz, der in den Alpen noch nie angewandt wurde, konnten die Autoren die direkten und indirekten Auswirkungen der Temperatur auf 15 Brutvogelarten in einem großen Berggebiet in der Nähe des Brennerpasses unterscheiden. Zu diesem Zweck wurden an mehr als 100 Probeflächen sehr detaillierte Felddaten zu Häufigkeit der Vögel, Vegetation und Temperatur (mit Hilfe spezieller Sensoren) erhoben.
In den meisten Fällen stehen die Auswirkungen der Temperatur in Zusammenhang mit der Vegetation. Bei einigen Waldarten zeigte sich aber auch ein direkter und positiver Effekt, wahrscheinlich weil diese Arten in einem so kalten Gebiet nahe an der niedrigsten Temperatur sind, die sie während des Nistens ertragen können. Andererseits zeigt das Vorherrschen indirekter Effekte bei einigen Arten der alpinen Rasen, dass eine extensive Beweidung zur Erhaltung ihrer Populationen beitragen kann. Die Veröffentlichung ist online frei zugänglich unter diesem Link: https://peerj.com/articles/12560/
Dieser Forschungsschwerpunkt zu den Auswirkungen des Klimas soll unter Berücksichtigung größerer Gebiete und mehr Arten weiter vertieft werden und ist Teil der breit angelegten ornithologischen Forschungsarbeit am Naturmuseum Südtirol, die in jüngster Zeit zur Erarbeitung von Beiträgen von nationaler und internationaler Bedeutung und zur Erstellung der Roten Liste 2020 der Brutvögel Südtirols geführt hat.